Vetternwirtschaft: Mit der Vitamin B Spritze in den Job

Durch Vitamin B den passenden Arbeitgeber finden. Vor allem Manager sind auf Netzwerke und Kontakte angewiesen.

Spritze nimmt Wirkstoff auf

Endlich raus aus dem Studium und hinein in die Berufswelt. Anzeigen durchforsten, telefonieren und e-mailen gehören dazu, bis ein Kumpel anruft und erzählt, er habe einen guten Job über einen Bekannten ergattert (Vitamin B). Neid und Frust nicht über berufliche Beziehungen zu verfügen sind die Folge. Dabei ist es nicht schwer, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen. Spätestens mit dem Studienbeginn sollten Kontakte geknüpft werden. Fachmessen, Kongresse und Kolloquien sind der erste Schritt zur Kontaktaufnahme. Gemeinsame Interessen verbinden und es wird deutlich, dass sich jemand über das gewöhnliche Maß hinaus mit seinen Arbeitsthemen identifiziert.

Vitamin B – Fast jeder Zweite bekommt den Job über Kontakte

Nur wenige Menschen gelangen über die Familie in einen Job, denn wenn zu viele Emotionen dazu vorhanden sind, siegt oft das Herz über den Verstand. Außerdem sind selbst aufgebaute Netzwerke befriedigender. Die damit verbundene Arbeit kann als eigene Leistung verbucht werden. Viel häufiger als über die Familie kennt einer einen, der einen kennt. Deswegen ist es ratsam, mit so vielen Menschen wie möglich, über berufliche Wünsche zu sprechen. Freizeitangebote wie Fußball, Tennis oder Golf eignen sich hervorragend dafür, ebenso Berufsverbände. Schließlich werden neue Stellen zu 30% – 40% über Kontakte vergeben. Im ungelernten Bereich ist die Zahl noch höher.

In den höchstdotierten Angeboten, die nicht mehr über herkömmliche Stellenmärkte ausgeschrieben sind, gibt es überhaupt keine andere Möglichkeit als Vitamin B. Nahezu jedes große Unternehmen hat eine eigene Recruiting-Abteilung. In Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programmen können Euros, Gutscheine oder Sachprämien dazu verdient werden. Diese „Kopfgelder“ werden nach erfolgreicher Probezeit ausgezahlt. Dadurch gewährleisten Unternehmen, dass ausschließlich Mitarbeiter empfohlen werden, die sich bestens für das jeweilige Stellenprofil eignen. Schließlich fällt eine misslungene Bewerbung auf den werbenden Kollegen zurück.

Soviel vorher gesprochen wurde, ab dem Bewerbungsgespräch ist Stillschweigen angeraten. Bei den längsten Arbeitsverhältnissen wussten nur wenige Eingeweihte, wie es zur Anstellung kam. Dadurch vermeidet man Missgunst und Neid, ebenso Mobbing-Prozesse, denn in Deutschland ist das Nutzen von Vitamin B nach wie vor verpönt, weil die Gruppe der Neider nach wie vor zu groß ist.

Im Dunkeln ist gut „Klüngeln“

Vor allem Top-Manager sind gern unter sich. Wer hierhin möchte, muss nicht nur fachlich zu den Besten zählen, hier ist Vertrauen das Fundament. Das eigene Ansehen und der damit verbundene Ruf sind mindestens ebenso wichtig, damit sich Türen öffnen. Vor allem an den Elite-Unis gibt es diese „closed-shops“, die gern verschwiegen werden. Jeder Interne solcher Seilschaften zieht den anderen im späteren Berufsleben mit hoch, schließlich kennt man sich seit der Studienzeit. Damit dieser Ablauf gewährleistet wird, ist es wichtig, die Mauern zu stärken und den „Kreis der Eleven“ so klein wie möglich zu halten. Vor allem in Deutschland sind Seilschaften an Personen gebunden, die meistens mit dem Karriereende zerbrechen. In anderen Ländern wie den USA oder Frankreich sind Seilschaften institutionell geprägt und überdauern mehrere Generationen

Ursprünglich ist Seilschaft ein Begriff aus dem Klettersport. Zwei Kletterer sind durch ein Seil miteinander verbunden. Bei Absturzgefahr hält der eine den anderen Sportler. Genauso funktioniert das „Klüngeln“ auch in der Wirtschaft. Vor allem in der Finanz- und Versicherungswelt geht nichts ohne Vitamin B. Im IT- und Telekommunikationsbranche steigt die Zahl der „Vetternwirtschaft“ rasant, ebenso im Pharmabetrieb. Gute Kontakte sind nicht nur Einstiegshelfer, oft profitiert man sein Leben lang von ihnen.

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